oder eine deutsche Bollywoodtraumwelt die Sehnsüchte weckt
Der Werbeslogan “Kino – dafür werden Filme gemacht” traf selten so auf einen deutschen Film zu wie auf “Im Weissen Rössl – wehe du singst“. Immer wieder fasziniert es mich wenn man wenig erwartet und eine unglaublich große Portion bekommt. Das ist dann wie damals wenn man als kleener Bengel mit großen Augen beim Eisverkäufer eine Kugel bestellt und er mit breitem Grinsen eine zweite draufpappt, weil er das Behältnis dann auswechseln kann. Im Weissen Rössl am Wolfgangsee ist alles rosarot und furchtbar heile – das war schon immer so und das muß immer so bleiben dachten sich die Produzenten und Macher des neuen Kinofilms. Und sie taten gut daran. Wenn ich in ins Kino gehe möchte ich Emotionen.. falsch ich möchte grooooosse Emotionen: Liebe, Herzschmerz, Drama, Action usw. bis die Schwarte kracht – kurz ich möchte unterhalten werden. Selten hat ein deutscher Film es so auf den Punkt gebracht. Kürzlich kam ich in den vermeidlichen “Genuss” Til Schweigers Kokowäah 1+2 sehen zu müssen – tja und genau bei diesen Filmen – trotz der Millionenzuschauer und dem Erfolg hab ich mich gefragt: “Was willst Du mir damit sagen – willste witzig sein? oder kritisch? Warum hat man nicht jemand vorher gefragt der wirklich komisch ist?”
Anyway.. nun hat man jemand gefragt. Im weissen Rössl ist kein reiner Musicalfilm obwohl so herrlich gesungen wird – er ist einfach eine neuzeitlich verpackte bewußt schmalzig rosarote Schmunzette in die man sich unerwartet verlieben möchte – denn was ist schöner als das Kino mit einem wohligen Lächeln zu verlassen und gewappnet zu sein, wenn man danach die Rolltreppe hinauf ins naßkalte Berlin entlassen wird. Natürlich verbindet mich mit dem Weissn Rössl die wunderbare Produktion vor über zwanzig Jahren in der Bar jeder Vernunft. Nicht so sehr der Film mit Peter Alexander aber eben ein Stück Geschichte auf einer meiner Lieblingsbühnen. Und genau deswegen hab ich erwartet enttäuscht zu werden. Denn mal ganz ehrlich – Otto Sander, Max Raabe, Die Geschwister Pfister und all die wunderbaren Ur-Rössl Charaktere haben die Latte der Unterhaltung schon ziemlich hoch gelegt aber … die neue Kinoproduktion – deren Premierengast ich gestern sein durfte, war einfach der rosarote Hammer ohne dabei an Eigenständigkeit missen zu lassen. Deutsches Bollywood mit Witz, Charme und viel Liebe zum Detail.
Deutschland ist jetzt aus meiner Sicht keine Spaßfabrik und Detailfetischismus ist auch nun nicht wirklich eine der Tugenden die wir Deutschen gepachtet haben – auch wenn die Lufthansa das gerade in der Werbung propagiert. Die Macher vom Weissl Rössl haben aber großen Wert gelegt auf eine ausgwählte Cast (ich liebe auch die Nebendarsteller), auf wunderbare Kostüme (erwähnte ich das ich die Tracht nach wie vor als herausragende deutsche Mode vergöttere ;) – denn niemand sieht scheisse aus in so einem gut gemachten Klassiker) und auf so manch herzerwärmenden Spass im Bild. Nicht nur das der Mond kitschig zum Song erscheint und brutal im spiegelglatten immerblauen Wolfgangssee ertränkt wird, neee.. es gibt auch eine grandiose geschnittene Schuhplattler Battle Abschlußszene, wo man fast gefressen wird vom Bild und Schnitt ala Hollywood .. pardon… Bollywood. Es geht um verlorene Beziehungen, um verträumte Partnerschaften, um verkannte Liebschaften, wilde Affären und gemeinsame Interessen. Wie in der richtigen Welt geht es darum den richtigen Deckel zum eigenen Topf zu finden an Stellen wo man ihn am wenigsten vermutet. Das das manchmal einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleicht, kann sich jeder vorstellen. Mein Fazit zu dem Film: Schauspieler und Crew, vor allem der wunderbare Armin Rohde als geläuterer Wolfgangssee Fan haben 90 min pures quietschbuntes Entertainment auf die Leinwand gezaubert und sofern unser deutsches Publikum das nicht verstehen sollte (weil eben die Überzeichnung von mancheinem fehlinterpretiert wird) sehe ich den Film als Musical-Herz-Schmerz-Kultklassiker für die trostlosen Winterabende in grosser Runde bei Wein, Weib und Gesang ;)
Zur Aftershow wurde dann in die österreichische Botschaft geladen und mit leckerem Flying Buffet sollte der geneigte Zuschauer bei Laune gehalten werden. Das.. war der einzige Punkt, wo mir etwas gefehlt hat.. die Location war einfach nicht quietschig genug… sondern bestach mit ihrem österreichischen Botschaftsambiente – immerhin allerdings war ich ein paar Stunden in Österreich ;). Auch war der Wunsch an die Premieregäste gerichtet worden in Tracht zu erscheinen und natürlich hat der gemeine Berliner zu solch einem Anlass wieder mal zu wenig Eierschwammerl in der Buxe um sich entsprechend herzurichten. Ein paar schöne Dirndl und Lederkraxl gabs zwar schon aber definitiv zu wenig. Meine zauberhafte Abendbegleitung Cora “the german star wars Princess” Frost hingegen lies es sich nicht nehmen sich an meiner Seite in einer funkelden Tracht zu präsentieren und sah großartig aus.