oder ein Ring um alle zu knechten…
Es gibt Events die haben so unglaublich viel Potential, das man fast weinen möchte, wenn man hinterher die nüchternde Umsetzung erlebt hat. Das gestrige Herr der Ringe Konzert “Spektakel” in der Waldbühne gehörte definitiv dazu. Persönlich bewundere ich die Detailliebe der ersten Triologie und mag den zweiten Hobbit Dreiteiler mit einigen Abstrichen auch… aber was gestern teilweise abgliefert wurde hätte Peter Jackson aber auch J R R Tolkien entsetzt. Versprochen wurde “das größte Herr der Ringe Spektakel der WELT” … ja ihr habt richtig gelesen… DER WELT. Das ist der ganze Planet.. also jede Stelle, die für uns Menschen zur Zeit zugänglich ist. Kann man mit solchen Superlativen rumschmeissen und dann DAS abliefern? Offensichtlich kann man, aber man hinterlässt verbrannte Erde… oder sollte ich sagen.. verbrannten Rasen ;) … Wenn man als Veranstalter als Highlight des Events den verlegten Rollrasen als herausragendes Spektakel bewirbt dann läuft hier irgendwas falsch.
Zitat Star Entertainment: “Am 23. August wird in der Berliner Waldbühne Tolkiens Fantasy-Saga “Der Herr der Ringe” lebendig. Besucher können bei dem Spektakel Orks, Elben, Hobbits und fliegende Reiter erleben. Beim Einmarsch der Mittelerde-Nationen werden sich hunderte Darsteller zu Fuß, zu Pferde und in der Luft präsentieren.”
Die fliegenden Reiter, die Zauberer, die Orks, die hundertschaft Elben und natürlich die Ents fehlten komplett …. moment… zwei Ents waren dann doch da. Allerdings war ich einer von Ihnen und wären wir nicht erschienen (wir waren weder gebucht noch in der Pflicht – wir hatten sogar ordentlich teure Karten von eventim!!) hätte es auch diese Waldwesen nicht gegeben. Statt dessen verließ sich der Veranstalter offenbar auf ca. 15 Cosplayer, die im Grunde auch freiwillig !! bzw. für das Eintrittsgeld mehr oder weniger gebrieft, auf dem frisch verlegten Rasen ein wenig hin- und herliefen. UND bevor man auf den Laien rumtrampelt… sie haben einen guten Job gemacht, waren verkleidet und anwesend – und das aus freien Stücken. Ich bin mir auch nicht sicher was sich die Macher dabei gedacht haben einen englischsprachigen Erzähler zu engagieren und dann einen Event für die ganze Familie auszurufen. Während John Callen, der den Zwerg Dwarf Oin im Hobbit verkörperte zwischen den musikalischen Einlagen die Geschichte in englisch vortrug, konnte ich in leere und teilweise gelangweilte Kinderaugen schauen. Abgesehen davon wäre es EIN MUSS gewesen dem Mann sein Originalkostüm zu verpassen… Ich habe schließlich Geld für ein SPEKTAKEL bezahlt. Ich will “echte” Orkkostüme, reitende und schwertschwingende Nazgul und/oder einen Kampf ala Studio Babelsberg. All das wäre technisch möglich… und hätte Liebe zum Detail bewiesen. Statt dessen rühmte man sich dort Rasen hingelegt zu haben… bei allen Probleme, die das Grünzeug offenbar im Vorfeld gemacht hat… who cares!! Von dem “spektakulären” Einmarsch möchte ich jetzt lieber gar nichts erst anfangen…
Kommen wir mal zu den positiven Aspekten. Abgesehen von der Akustik die wohl weiter oben schrecklich gewesen sein soll.. klang das riesige Orchester und vor allem die Sängerinnen für mich unten auf dem Rasen schön. Es hätte diese Auswahl an Einspielern der Filme auf viel zu kleinen Display gar nicht gebraucht, denn an dieser Stelle konnte man einfach die Augen schliessen und geniessen. Aber das wars dann auch schon. Ich muß allerdings dazusagen, das wir als ENTs schon in der ersten Pause das Weite gesucht haben, denn rumsitzen kann ich auch zu Hause und ganz ehrlich – hätte ich als zahlender Gast auf der Tribüne gesessen (so wie ich es eigentlich geplant habe) dann hätte ich schon weit vor der ersten Pause die Weite Mittelerdes gesucht.
Alles in allem hätte man die akustischen und visuellen Eindrücke wesentlich mehr in Balance bringen MÜSSEN. Ein paar Könner zu engagieren kostet nicht die Welt, ein paar Maskenbildner, Choreographen und ein paar Profis für die visuellen Effekte auch nicht. Ich weiß natürlich zu gut, das immer eins zum anderen kommt und Rechte, Mieten und Technik auch unglaublich viel Geld verschlingen und man als Veranstalter immer ein großes Risiko eingeht … aber HEY… am Ende will man doch ein Publikum haben, das wiederkommt und wie bei den diversen Gothic oder Cosplayer Events vielleicht sogar ein Hype entsteht … nun das wird wohl hier nicht der Fall sein. Schade.