oder weit hinter den Grenzen des guten Geschmacks und das ist auch gut so…
Nach wie vor geht es in meiner Kolumne um die Erforschung des Übernatürlichen, um den Vorstoß in Galaxien, die nie eine Zweithaarträgerin vorher betreten hat. Ich gebe zu mich lange Zeit um die kommerzielle Seite des Kulturlebens gekümmert zu haben und das ich viel zu wenig Subkultur gesucht habe – doch gestern war er wieder da – der unglaubliche Augenblick. (THE REAL) Tranny Olympics 2012 hörten sich WEIRD an und sollten es auch werden. Nachdem ich 2010 schon einmal Gast bei den Tranny Olympics war wurde mir gestern wiedermal vor Augen geführt, wie scheußlich langweilig oft bin… ich bezeichne mich zwar als Gesamtkunstwerk, bin aber nur halb so bunt und schrill wie die Akteure und Veranstalter der gestrigen Tranny Olympics im Monster Ronsons Ichiban Karaoke Club. Hier wird outfittechnisch kombiniert was der schlechte Geschmack zu bieten hat, hier wird weder weggedrückt noch hochgepuscht, hier werden Luftballons zu Quietschebrüsten und der Damenbart zum Statussymbol – hier leben die wahren Gendernauten.
The Real Tranny Olympics 2012 hat einfach Spaß gemacht und geht es im Leben nicht genau darum? Männer die sich in scheußliche Fummel quetschen und einfach so sind wie sie sind – frei von jeglichen Zwängen irgendeiner Schönheitsnorm zu unterstehen. Traumhaft und WIRKLICH kreativ. Natürlich gilt das auch für einige DAmen der Schöpfung, die sich ebenfalls gedoped haben mit Federn, Pailetten und Lockenwicklern – allerdings hat man da meisten noch das “weibliche” Gespür für Form und Farbe gesehen.. zumindest meistens :-). Bei den Tranny Olympics geht es wie der Name verrät um eine Competition. Ru Paul hätte sich wahrscheinlich um Grabe umgedreht wenn er bereits verschieden wäre aber es startete mit “lipsynch for your life” , “Pole Dance your ass away”, “Hot Dog Eating competition”, 200 m Run über die Oberbaumbrücke und einiges mehr. Immer wieder traten grandiose Gestalten aus dem Publikum und zauberten frei nach dem Motto – Express yourself – eine mehr oder weniger Unterhaltsame Performance auf die Bühne. Und immer wenn einer sich mit “weniger” versuchte zu etablieren setzten die Mitbewerber dreimal so viel obendrauf. Es war ein Traum und ein großer Spaß. Im Land der zerrissenen Strumpfhosen, des schrillen Make-Ups, der heraushängenden Genitalien, der billigen Deko Behrendt Frisuren, des herben Männermoschus und der Turnschuhe!! wurde unglaublich viel Performancewut abgebaut und die Energien flossen vom Performer direkt ins Publikum, das sich lautstark für den Favoriten stark machte. Ich hab noch immer ein Piepen im Ohr ….
Überraschend traf ich Miss Breakout auf ungewohnten Terrain, wobei ich wie gesagt erwähnen muß, das auch ich nicht mehr oft genug solche Kuriositäten zu Gesicht bekomme, und auch Fräulein Barbie stand voller Begeisterung laut anfeuernd vor der Pole Dance Stange an dem Mrs. Lucky Strike gerade einmalige Moves ablieferte. Doch auch hier gibt es immer noch jemand der sich bei solch einer Performance inspiriert fühlt um es noch etwas schräger zu zelebrieren – in dem Fall war es eine Asiatin die ihren zuckenden Körper um die Stange verbog und gewann. Unterbrochen wurden die olympischen Spiele von Livegesangseinlagen wie z.B. einem Sänger namens Black Mink, der unter seinem Lacekleid mit behaarten Eiern protzte… mnnnhhhh naja.. das war jetzt nicht das einzige Merkmal ;-) … er gab u.a. auch einem Song der wunderbaren Hilde Knef zum besten und bot damit ein wunderbares Kontrastprogramm – queer, melancholisch und glamorös in der Körpersprache.
http://www.youtube.com/watch?v=jvWKfM0rxJsMein Wille, mich für solche Events aufzutakeln, ließ bis dato immer mehr nach, doch ich glaube einiges an positiver Energie vom gestrigen Event abgeschöpft zu haben, um das Business was es nunmal geworden ist, wieder mit einer spannenden, höchstkreativen und unerwarteten Reise durch die Berliner Nacht zu ergänzen. Thank you Berlin, thank you (THE REAL) Tranny Olympics – ’cause thats ENTERTAINMENT.