oder ein beinahe zu unblutiges Rasiermesser Spektakel
Der rachsüchtige Meister der gründlichen aber zu sehr unter die Haut gehenden Rasur ist zurück in der Komische Oper im Schiller Theater. Und um gleich mal mit etwas unschönen anzufangen bevor ich dann über die tolle Inszenierung von Barrie Kosky schreibe… der Berliner Senat spart mal wieder an der Kultur. Ich kann es einfach nicht fassen wie oft nun schon Versprechungen gebrochen wurden. Wie sehr kann man sich mittlerweile auf die öffentlichen Aussagen der verantwortlichen Politiker verlassen? Genau. Gar nicht mehr und ich denke genau das ist das Problem in unserer heutigen Welt. Die Verlässlichkeit der Personen nimmt vor allem bei Geldsorgen rapide ab. Da fragt man sich das ein oder andere Mal ob nicht eine ordentliche Rasur abhilfe schaffen könnte…. ;) … das ist natürlich ein sehr sarkastischer Blick auf das Problem und nicht ernst gemeint aber es passt ganz hervorragend zu dem Stück. Letztenendes ist es ein Fass ohne Boden und die Vertrauensfrage müsste man mittlerweile jedem einzelnen Politiker stellen – nicht nur dem Kanzler! Macht korrumpiert leider zu oft. Fakt ist der drohende Baustopp bei der Sanierung der Komischen Oper ist nun schon wieder Tatsache und keiner weiß wie es mit dem Haus weitergeht und wann die Komische Oper wieder ins Stammhaus ziehen darf. Grässlich !!!!!
Und nun kommen wir doch zum eigentlichen Thema. Sweeney Todd, der dämonische Barbier der Fleet Street, der schon in Tim Burtons Film mit Johnny Depp sein Unwesen trieb, mordet jetzt im Schiller Theater Menschen aller Coleur und Dagmar Manzel als Mrs Lovett backt aus Ihnen leckere Pasteten. Das diese schaurige und schwarzhumorige Geschichte auch mit extremer Splatterleidenschaft hätte inszeniert werden können, dürfte wohl jedem klar sein. Doch Barrie, dem ich das absolut zugetraut hätte, besinnt sich auf ein paar kleine Besuche im Kunstblut Genre und bleibt ansonsten relativ zahm was die Tötungskunst betrifft, was nicht heißen soll das es langweilig wirkte. Ich glaube um es auch einem gesetzteren Berliner Publikum schmackhaft zu machen, und das im wahrsten Sinne des Wortes, ist das in den jetzigen Zeiten genau die richtige Wahl. Persöhnlich hätte ich gern ein wenig mehr blutrünstiges Gemetzel mit ganz viel Glitzer auf der Bühne gesehen. HAHAHAHAH… Spätestens in der zweiten Halbzeit hat mich Sweeney Todd aber eingefangen mit seinem tollen vielschichtigen Bühnenbild, der fancy Leuchtreklame und einem grandiosem Ensemble. Christopher Purves als Benjamin Barker bzw. Mr Todd hatte sehr schön dämonische Momente sowohl im Gesang als auch in der Darstellung. Auch die Rolle des Richters Turpin gespielt von Jens Larsen passt so wunderbar in diese Zeiten wo Menschen nicht nur in den USA in wichtige Posten gewählt werden OBWOHL sie eine UNMENSCHENLICHE Vergangenheit haben. Doch Macht, Dummheit und Verblendung helfen Ihnen immer wieder Dinge zu tun, die unsereins als vollkommen absurd und menschen- bzw. frauenverachtend identifizieren würde. Ich hoffe nicht das die Sprachbarriere und der schwarze Humor dem Berliner Publikum hoch kommen, die leckeren Fleischpasteten können jedenfalls nicht schuld sein ;) ;) … Und im übrigen wird die Sprachbarriere durch eine digitale Simultanübersetzung überwunden.
An der Stelle sei noch angemerkt das man die drohende finanzielle Katastrophe der fehlenden Gelder im Kulturtopf ein wenig gespürt hat. Keine Fotografen, keine roter Teppich säumte die Premiere und leider auch keine extra für den Abend hergestellten Fleischpasteten oder ein Bloody Mary Cocktail zur Begrüßung. ;) ;) … Wenigstens das Aftershow Meet&Greet fand noch statt und gab die Gelegenheit zu Herzen und die Aufführung zu feiern. Bis zum 4. Januar mordet der Barbier der Fleet Street Sweeney Todd in der Komischen Oper und lässt seine Gäste per Rutsche in den Ofen gleiten. Wer noch Karten sucht sollte sich beeilen da die Vorstellungen fast alle ausverkauft sind. Tickets gibt es auf der Seite der Komischen Oper nicht nur für Sweeney sondern auch noch für Chicago !!! Mein ganz persönliches Highlight übrigens.