oder eine Reise in die Irrungen und Wirrungen eines Wurmlochs
David Bowie gehört für mich zu den Ikonen der Selbstinszenierung. Ziggy Stardust und die zahlreichen weiteren Facetten die Bowie in seiner kreativsten Phase verzapft hat, waren für mich in den 80zigern Lichtgestalten mit Vorbildfunktion. Der Wunsch zu sein wie er war zu der Zeit größer denn je. Gut heute seh ich das ein wenig differenzierter, denn heute hab ich das Rollenspiel ebenfalls gelernt ;). Doch damals war es phänomenal nicht zuletzt um aus dem grauen Alltag des ummauerten Berlins auszubrechen – wobei raus wollte ich nie. Für mein Empfinden zieht man sich einen riesigen Schuh an, wenn man in seine Fusstapfen treten möchte und eine BOWIE Show.. oder Bowie Tribute ankündigt. Deswegen war ich doppelt neugierig ob Sven Ratzke das gebacken bekommt. Nun gestern wurde ich Zeuge dieses Ereignisses und kann sagen… es war irgendwie episch.
Vorab muß ich jedoch feststellen Sven Ratzke ist nicht Bowie… und das will er auch nicht sein. Zwar erzählt er eine fiktive Bowie Geschichte aus der Ich-Perspektive aber auf der Bühne bleibt Sven Ratzke einfach Sven Ratzke und das ist auch gut so. Ich würde STARMAN als bowieinspirierten Ratzke Show betiteln und an dieser Stelle diese unglaublich geniale musikalische Begleitung vom grandiosen Charly Zastrau erwähnen. Jeder Titel vom Großmeister wurde gebogen und verändert ohne dabei die Seele des Original Bowie Songs zu vergewaltigen – im Gegenteil – teilweise wurden die Songs noch spannender und boten einen musikalischen Hochgenuß bei geschlossenen Augen. Und genau das ist aus meiner Sicht so genial, denn nur so muss sich diese Produktion nicht hinter dem Original verstecken sondern kann aus vollem Halse tönen – wir sind ein ORIGINAL und wir sind Rock’n’Roll.
Die gesamte Inszenierung lebt natürlich von den skurilen Geschichten, die Sven Ratzke wie immer zwischen den Liedern zum besten gibt. Eine Reise durch Raum und Zeit im Hasebau von Alice mit Songs wie STARMAN, Space Oddity, Ashes to Ashes oder Rebel Rebel. Natürlich darf in diesem Tribute an David Bowie der Song Heroes nicht fehlen – wobei die Gänsepickel bei mir erstmalig bei Rebel Rebel kamen und bei Space Oddity ihren Höhepunkt erreichten. Doch ich wäre nicht ehrlich wenn ich diese Lobpreisung so stehen lassen würde. Neben einer grandiosen musikalischen und komediantischen Performance waren da ja noch die Kostüme – meine Lieblingsdisziplin. Vor nicht allzu langer Zeit kam ich in den Genuss, die umwerfende David Bowie Ausstellung im V&A in London zu sehen und kann sagen, die Inspiration war übermenschlich. Genauso wie bei der Gaultier Ausstellung, die aktuell noch in München zu sehen ist war ich danach voller neuer Ideen.
Das sind leider die Maßstäbe mit denen man sich messen muss und leider hat die Starman Show an dieser Stelle ein klitzekleines Glitzerdefitzit. Ich möchte an der Stelle einfach nochmal den grandiosen Kostümdesigner HEDOLUXE erwähnen, der mit herausragender Detailliebe auch einen funkelnden Bowie in Szene setzen könnte ;). In Sachen Styling hat Sven Ratzke wie bei Hedwig wieder gepunktet… denn Haare und Makeup fand ich sehr gelungen auch wenn andere den Vergleich mit Pumuckl gezogen haben… (ahhahah… muss ich mal so stehenlassen), hab ich persönlich doch eher ZIGGY gesehen ;)…
Empfehlenswert ist auch die neue CD mit nacktem Inhalt, die ich mir garantiert noch kaufen werde… und auch die Welttour die nach der dieser Berliner Welt-Premiere nun ansteht. Nach den kommenden Auftritten im TIPI am 17. und 18.10. geht es weiter nach Hamburg, in die Niederlanden und 2016 auch in die USA. Viel Spaß und keep Swinging Boys:)