oder Bilder wie aus einem Film von David Lynch
Letzte Woche fand die Premiere von Play Dead im Chamäleon Theater statt. Und wenn ich ins Chamäleon Theater eingeladen werden dann immer mit einer großen Tüte Neugierde und Vorfreude, denn man weiß nie was einem in der Pralinenschachtel entgegenspringt. Der Chamäleon Claim Neuer Zirkus entspricht absolut dem was man geboten bekommt. Nie sind die Aufführungen vorhersehbar oder basieren auf langweiligen Wiederholungen und immer ziehe ich meinen Hut vor dem Mut der Intendanz und der künstlerischen Leitung die Stücke in den Mainstream zu pressen – denn letztenendes braucht man Touristen um den Saal zu füllen. Auch diesesmal glaube ich das es ein Wagnis wird diese spannende aber auch nicht unbedingt jedem zugängliche Inszenierung zu servieren. Denn für mich war es wirklich ein wilder Ritt durch einem grandiosen Soundtrack bespickt mit akrobatischen Bildern die den Meisterwerken von David Lynch Tribut zollen. Unglaubliche viele Bilder aus den “alten” Tagen meines Fan-Daseins mit Filmen wie Mulholland Drive, Inland Impire, Twin Peaks, Lost Highway und mehr poppten auf und versetzten mich in meine typische Lynch Trance, die “leider” diesesmal ohne Hilfmittel erleben musste. Hahahahaha… ja tatsächlich hab ich es damals genossen Filme vom Meister in ähnlich unbewussten Geisteszuständen zu erleben wie er selbst es getan haben muss – nur das David Lynch wahrscheinlich diese Mittel gar nicht brauchte.








Aber kommen wir mal weg vom Meister des surrealen Films und widmen uns der Company People Watching, Meister der surrealen Theaterinszenierung, die uns mit dem Stück Play Dead eine skurrile aber wunderschöne Welt der Akrobatik offenbaren. Die Artisten entziehen sich einmal mehr der Schwerkraft, balancieren auf Flaschenhälsen oder bauen menschliche Pyramiden. Sie zelebrieren emotional ruhige Bewegungen oder eskalieren in einem immer schneller werdenden akrobatischen Tanz, dabei werden Möbelstücke genauso inkludiert wie die Schönheit des nackten Körpers. Das Stück Play Dead regt den Zuschauer an verstehen zu wollen und tiefer hinter das gezeigte zu suchen. Die Company versucht den Betrachter nicht bloß mit den Augen und Ohren abzuholen sondern möchten in den Geist jedes Gastes eindringen um ihn zu motivieren die Bilder zu speichern und zu hinterfragen. Genau das hat damals der erste Lynch Film bei mir ausgelöst und obwohl ich schon lange keines seiner Meisterwerke mehr gesehen haben sind die Bilder präsent wie eh und je. Genauso wird es mit einigen Bildern von Play Dead passieren und das ist alles was ein Künstler sich mit so einer Inszenierung wünschen kann: nicht vergessen zu werden.
Für mich ist PLAY DEAD eine klare Empfehlung auch wenn sich der Betrachter damit abfinden muss das es keine seichte Unterhaltungskost ist sondern eine absurd emotionale Reise in den zeitgenössischen Zirkus. Play Dead von der kanadischen Company People Watching spielt noch bis zum 1. Juni 2025 im Chamäleon Theater. Karten gibt es unter www.chamaeleonberlin.com.