Dienstag, 19. März 2024

Lilo Wanders erklärt : Sex – Deutsch

oder ein kleiner Schwank aus dem Leben einer “Lady” Impersonatorin…

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Foto © Lilo Wanders

Zur Premiere des wunderbaren Romy Haag Auftritts lief sie mir über den Weg – was also lag näher als so ein kleiner Plausch aus dem Nähkästen unter “Female Impersonaterinnen”. Ehrlich gesagt bin ich nicht der Meinung das der Begriff zu Lilo paßt, Female ist so allgemein, so austauschbar – aus meiner Sicht ist Lilo Wanders nicht austauschbar und ebenso einzigartig, deshalb  würde ich Sie “Lady” Impersonatorin nennen – denn Art und Weise entsprechen dem Bild gänzlich. Na jedenfalls hab ick natürlich nich locker gelassen und konnte ihr trotz der vielen Auftritte 13 Antworten aus den Rippen leiern, nicht unmittelbar an dem Abend aber immerhin – quasi die 13 Fragen die jeder “Neu”Transe auf den Lippen brennen, teilweise zumindest denn teilweise ist es einfach Neugierde die mich dazu getrieben hat…. *grins*… Ich hoffe Ihr schmunzelt wie icke beim durchlesen der Antworten und für alle die schon immer mal SEX aus der Sicht einer Lady Impersonatorin erklärt haben wollten, da liegt was in der Luft was bestimmt lustig wird – Erika Berger is nämlich ooch dabei.. beide Damen meiner Aufklärungszeit…. wie geil.

Viele Menschen die auf der Gendergrenze umherwandeln fragen mich oft ob ich von Anfang an wußte wo meine Reise hingeht. Als Du die Figur “Lilo Wanders” erschaffen hast war es Dir von Anfang an klar das es nur die Bühne sein kann?

Als ich mich selbst erfunden habe, ging es nur um eine Bühnenfigur. Für ein Theaterstück im SCHMIDT-Theater in Hamburg war die Aufgabe, dass in einer fiktiven Pension auf der Reeperbahn eine etwas aus den Fugen geratene Schauspielerin und Sängerin absteigen sollte. Für diese Rolle habe ich den Namen Lilo Wanders erfunden und viele Originalzitate benutzt aus einem Interview, das ich mal mit Evelyn Künneke geführt hatte. So gesehen war die erste Fassung von mir eine Parodie auf Künneke. Dazu gibt es viele Geschichten, die hier aber zu weit führen würden. Die zweite Form meiner Figur stand dann in der Schmidt-Mitternachts-Show auf der Bühne und vor der Kamera, und die dritte wurde dann zur fast deckungsgleichen Person mit dem Erfinder in „Wa(h)re Liebe“.

Mein Antrieb für die Travestie war die Macht der Illusion die ich niemals vor Publikum zerstören würde. In einem Interview hast du mal das Abschminken von Mary Morgan vor dem Publikum gerügt… könntest Du Dir vorstellen das Lilo eines Tages auch “ohne” Lilo vor der Kamera / Bühne steht?

Niemals! Ich war, ich bin, ich werde sein. Ich habe in der Rolle keine Ahnung, dass ich nicht existiere. Was die Person hinter mir vielleicht mal tut steht auf einem anderen Blatt.

Deine “fatale Veranlagung” war ja schon einmal Titel eines Kinofilmes, welcher Film hat dich in vergangener Zeit am meisten bewegt?

Mein absoluter Lieblingsfilm ist immer noch „Magnolia“. Da geht es darum, dass eine Handvoll Personen in einer kurzen zeitspanne mit ihren Lebenslügen konfrontiert wird und sich der Wahrheit stellen muss. Außerdem rührt mich der Film „The Hours“ zu Tränen wenn ich nur an ihn denke.

Ich weiß wie es ist sich mehrmals die Woche zu verwandeln – manchmal ist es schon eine enorme Überwindung. Gibt es Augenblicke wo Lilo absolut nervt, wo sie zu viel Raum einnimmt?

Nein, ich ziehe meinen Blaumann an und gehe auf Schicht. Ich bin ein Profi und tu meine Arbeit, egal, wie es mir geht.

Gegengeschlechtliche Einkaufstouren sind für viele eine unüberwindbare Hürde. Teilweise nutze ich heute noch Tricks um Sachen zu probieren oder erfinde Ausreden obwohl derweil viele Designer die meine Fashion herstellen im Bilde sind. Gehst Du “incognito” einkaufen oder werden die Roben gefertigt?

Mir wurden über 350 Kleider geschneidert, aber ich hatte und habe nie ein Problem beim Einkaufen, da bin ich sehr selbstsicher. Schließlich verdient der Verkäufer oder wer auch immer an meinem Kauf.

Als Werbeprofi bin ich ein Freund des perfekten Brands. Die Entscheidung den Namen deines Alter Egos beim Patentamt einzureichen finde ich spannend. Gab es die Befürchtung der Nachahmung? Oder war es eine rein marketingtechnische Entscheidung?

Die Patententscheidung war richtig, weil immer mal wieder versucht wird, ohne meine Zustimmung mit meinem Namen Geld zu machen. Dieses Patent hat mir schon mal einen lukrativen Urlaub eingebracht, weil ich eine  Firma verklagt habe.

Momenta wühlt ja mal wieder ein Hype namens Twitter die Internetgemeinde auf. Jeder versucht möglichst alles zu “twittern” was ihm gerade einfällt… Du bist seit Mai auch dabei… bereichert dich diese Kommunikationsmöglichkeit? Oder ist die erste Twittermania schon wieder verflogen?

Ich bin sehr sketisch was Twitter angeht. Was soll ich Banalitäten ins Netz setzen, was ich für Musik höre oder ob ich Durchfall habe? Mir geht es eher darum, menschen über meine beruflich relevanten Aktivitäten zu informieren, und das funktioniert besser über die Homepage oder My Space.

Aber letztendlich ist Twitter das schnellste Informationsmedium das Massen erreicht kann… dort ist mir auch ein Eintrag zum neuen Buch mit Erika Berger aufgefallen. Liegt da die Annahme nah das es sich wieder um SEX handeln wird?

Erika Berger und ich schreiben für Langenscheidt ein20Buch, das wahrscheinlich den Titel SEX-DEUTSCH/DEUTSCH-SEX tragen wird und das zur Buchmesse im Oktober rauskommt. Macht viel Spaß, ist aber richtige Arbeit.

Letztendlich wird mein Alter Ego eines Tages Opfer des Alterungsprozesses. Wie lange wird es Lilo noch geben? Oder anders formuliert, kann man(n) solch eine Leidenschaft jemals loslassen?

Ich habe gute Gene und altere mit meinem Publikum. Zurzeit fühle ich mich extrem fit und habe die Absicht, auch noch in 20 Jahren aufzutreten.

Und als Anschlußfrage gleich hinterher… ist es noch eine Leidenschaft nach all den Jahren der Travestiekunst?

Ich wage es kaum zu sagen: In meinen Augen mache ich keine Travestie. Ich bin das, was man im Englischen einen „Woman Impersonator“ nennt, also ein Damendarsteller, und ich bewege  mich da in einer langen Tradition. Dame Edna, die ich auch schon synchronisiert habe, gehört zum Beispiel zu dieser Gattung.

Ich hab gelesen das ungefähr alle CSDs Deutschlands 2009 von Dir besucht werden.. mit Ausnahme Berlins? Ist das lediglich die Folge eines zu vollen Terminkalenders oder hat der Berliner CSD seinen Reiz verloren? Oder besteht evtl. sogar eine Abneigung gegen die Hauptstadt (was ja nix verwerfliches ist)?

So´n Quatsch! Das liegt nur daran, dass ich bis Ende Juni im Engagement bin.

Um die Verwandelung zu perfektionieren bedarf es bei mir mindestens zwei Stunden. Legst Du dich für deine Shows nach wie vor selber ins Zeug oder erledigen das mittlerweile ganze Visagistengruppen a la Germany next Topmodel?

Ich brauche eine Stunde und kann mich auch in 20 Minuten bühnenferig schminken, aber nur im Notfall. Das mache ich natürlich selber.

Letzte Frage: Hast Du eine Lieblingssuperheldin? (sag jetzt bitte Wonderwoman  ;-)  )

Wonderwoman – who ever that is.

Liebe Lilo vielen Dank für Deine Zeit und ick freu ma wenn wir das nächste mal persönlich zur Buchpremiere sehen sollten :-) … ach und Köln wird dank WonderWoman wieder sicherer und wenn die Menschenmenge dann laut ruft: “ist es ein Flugzeug? NEIN.. ist es eine bunte Taube die beim Fliegen einen Herzanfall erlitt und nun auf die Erde stürzt? NEIN … was ist es dann? WONDERWOMAN…. Ach und wer Lilo Wanders live erleben möchte der schaut einfach mal auf Ihre MySpace Seite.
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