oder eine gelungene wenn auch tiefere Fortsetzung der Musical Blockbusters
Kudamm 56 hat mich vollkommen weggehauen. Um so gespannter war ich auf die Fortsetzung meines Lieblingsmusicals, das ich mehr als einmal gesehen habe. Der Premierensonntag wurde vollkommen auf diese Ereignis getrimmt und weil ich endlich mal richtig pünktlich da sein wollte, hab ich einfach mal 5 Stunden für meine Verwandlung eingeplant. Nachdem der letzte Pinselstrich saß und der Körper mit diversen Hilfsmitteln in eine neue Form gebracht wurde gings voller Vorfreude los. Das wirklich praktische am Theater des Westens in der Kantstrasse ist das unmittelbar danebenliegende Parkhaus in dem ich immer einen Parkplatz ohne lange Wege bekomme. Da hat jemand an die Damen mit hohen Schuhen gedacht… Danke dafür! Schon vor dem Theater wartete die zuckersüße Fangemeinde und fragte nach dem ein oder anderen Selfie und teilweise sogar ganz Oldshool nach Autogrammen. Ick bin ja für die Retronummer immer zu haben!!!
Im Theater hieß es dann eine der ersten von 1600 gelandenen Gästen auf dem RedCarpet zu sein um schnell noch davor ein Gläschen Sprudelspumante runterzustürzen. Das gesamte Vorgeplänkel mit vielen ZweithaarträgerInnen und anderen Prominenten ging rund 90 Minuten bis dann ziemlich unerwartet pünktlich das Musical den Vorhang öffnete. Kudamm 59 erzählt die Geschichte 3 Jahre nach 1956 – die Tanzschule Galant versucht weiter zu überleben, Catarina Schöllack kämpft noch immer darum den schönen Schein der Familie zu wahren, Monika versucht die Vormundschaft für Ihr uneheliches Kind wiederzuerlangen, Eva merkt endlich das das Patriarchat doch irgendwie nicht ihrs ist und Helga will die schwule Wahrheit ihres Mannes einfach wegkochen….
Im Grunde ist die gesamte Familie Schöllack ein Trümmerhaufen – zusammengehalten von ein paar letzten Hoffnungen. Doch die Platzen wie Seifenblasen – eine nach der anderen. Dazu kommt ein ehemalig sehr erfolgreicher Regisseur an der Schwelle einer Schaffenskrise und der Idee die jugendlichen Schöllack Rebellen zu Heimatfilmhelden zu transformieren. Ein kurzer Abstecher zum Wolfgangsee erinnert mich an den uralten Klassiker der Geschwister Pfister. Welche Erinnerungen Max Raabe in der ersten Reihe während diesen Szenen durch den Kopf geschwirrt sind ?? Da wäre ich gern Mäuschen gewesen. Ach und der Fabrikantensohn möchte noch immer aus der Granatenfabrik seines toten Vaters etwas mehr zukunftorientiertes, lebensbejahendes machen. Während in der Serie die einzelnen Handlungstränge durch Schnitte separiert werden können, werden auf der Bühne im TDW gleich zwei / drei unterschiedliche Szenen gleichzeitig auf der Bühne erzählt. Das ist nur möglich weil die Kulisse aus meiner Sicht im Vergleich zu Kudamm 56 nochmal einen drauf setzt. Katja Uhlig aka Catarina Schöllack zusammen mit der wundbaren Steffi Irmen aka Kurt Moser liefern einfach mal meine Highlights bei der Musicalpremiere inklusive Gänsehautmomente.
Kudamm 59 zeigt eindrucksvoll wie weit die Emanzipation in Deutschland vorangekommen ist (wobei da noch einiges geht) und auch das all jene, die sich gern über ausländische Sitten aufregen, mal ruhig an unsere eigenen vergangenen Nasen erinnern sollten. Es sind gerade mal 60 Jahre her als der Mann nicht nur die berufliche Vormundschaft über seine Ehefrau ausüben konnte und die Gesellschaft es nicht nur toleriert SONDERN gefordert und unterstützt hat. Kudamm 59 legt die Finger in so viele “Wunden” und schafft dabei den Spagat ins JETZT und HEUTE. Denn viele selbstverständliche Dinge sind mit viel Blut und Schweiß in der Vergangenheit erkämpft worden – kleine Wink für alle die in der heutigen Zeit mit den Genderidentitäten zu kämpfen haben. Kudamm 59 glänzt natürlich wieder mit atemberaubenden Stimmen, tollen Choreos und großen Tanzeinlagen und wenn ich ein kleines ABER bei all den positiven Dingen anbringen darf.. mir fehlte am Schluß ein wenig die allgemeine Leichtigkeit des Theaterbesuchs. Bei aller Liebe zu Peter und Ulfs unverkennbarer Musik hatte ich Mühe nach der Show einen hitverdächtigen Song zu nennen – die Bilder zum Nachdenken waren einfach zu intensiv. Damit hatte ich im ersten Teil absolut keine Probleme und das obwohl da auch viele allgemeine gesellschaftliche Themen im Vordergrund standen. Dennoch wer Kudamm 56 geliebt hat MUSS die Fortsetzung sehen und wer weiß vielleicht ist die Tiefe des Stücks in der heutige Zeit genau der richtige Weg um noch mehr Menschen von der Triologie auf der Bühne zu begeistern. Ich hoffe jedenfalls ganz dolle das wir auch noch Kudamm 63 präsentiert bekommen solange ich noch auf HighHeels stehen kann :)
Im Nachgang gab es dann noch eine tolle Aftershowparty die von Bambi Mercury hervorragend bespielt wurde denn unsere DJ Königin spielte unter anderem auch die Songs aus dem ersten Musical und schon wippten meine müden Knochen wieder. Nach einer Kult Currywurst von Curry36 ging es dann wieder auf Sneakers nach Hause – und während der gesamten Autofahrt spielte Spotify dann nochmal den Sound von Kudamm 59 und Kudamm 56.