Dienstag, 19. März 2024

Körperlichkeit und das Missverständnis von erotischer Kunst

Das Verständnis vom eigenen Körper und der Gefallen an anderen Körpern wandeln sich seit Menschengedenken ständig. Deshalb ist erotische Schönheit eine individuelle Geschmackssache verschiedener Generationen und gesellschaftlichen Ansichten. In unserer modernen Zeit zeigt sich der künstlerische Ausdruck von Körperlichkeit bunt, provokant und zuweilen herrlich kabarettistisch.

Schönheitsideale im Zeitgeist des 21. Jahrhunderts

Nackte Körper in der Öffentlichkeit gelten als „öffentliches Ärgernis“. In der Kunst gilt ein komplett bemalter Menschenkörper nicht als anstößig, sondern als wunderschön, erstaunlich und betrachtenswert. Die Aktmalerei stammt sogar aus Vorbildern der Antike. Unterschiedlich ist im modernen Zeitbegriff lediglich der Übergang von Erotik zu Pornografie. So regt ein erotischer Film durchaus alle Sinne an, während ein Porno in der laut geäußerten Meinung eher als verrucht und „billig“ gilt. Dabei gilt für Körperlichkeit nichts anderes als für Mode: Trends machen Meinungen, und Meinungen schaffen ein Allgemeinbild, also eine positiv oder negativ besetzte Ansicht.

Travestie als Ausprobieren gegensätzlicher Körperlichkeit

Der gesellschaftliche Umgang mit Geschlechtervorstellungen ist in heutiger Zeit lockerer als noch vor 100 Jahren. Aber es existieren – wenngleich ohne Gesetzesvorschrift – noch immer exakte Vorstellungen davon, wie sich ein Mann zu kleiden hat und was für eine Frau als schicklich gilt. Travestiekünstler nehmen solches Schubladendenken absichtlich extrem auf die Schippe. Die Kunst der menschlichen Übertreibung zeigen ihre Kabarettabende und Shows auf originelle Weise. Mit einem Schmunzeln nennt sich ein Travestie-Show in Leipzig auch die „Nacht der Illusionen“.

Burlesque – Körperkunst hinter vorgehaltener Hand

Burlesque-Tanz verführt, ohne sich hinzugeben, vermischt tänzerisch nackte Körperlichkeit mit ansatzweise schamhaft bedeckender Mode. In gut besuchten Veranstaltungen lockt diese reizvolle, erotische Kultur unabhängig vom Geschlecht oder sexuellen Vorstellungen Besucher an. Für die Figur gibt es bei Burlesque-Tänzer keine Vorschriften. Die Tänzerinnen und Tänzer sind aufreizend aber elegant gekleidet, besitzen kabarettistisch-schauspielerisches Talent und tänzerisch trainierte Körper. Was auf der Bühne so leicht aussieht, ist nämlich für jede Tänzerin die gleiche sportliche Höchstleistung – egal welche Bodymaße.

Nackt verhüllen mit Bodypainting

Flitzer auf dem Fußballfeld machen keine Freude, egal mit welcher nackt gezeigten Figur. Werden Körper dagegen bunt bemalt und kunstvoll besprüht, ziehen sie alle Blicke wohlwollend auf sich. Allein die Bemalung lässt die Nacktheit vollständig vergessen. Deshalb lässt sich mit Fug und Recht Bodypainting als erotische, künstlerische Ausdrucksform der als gesellschaftlich akzeptierten Körperlichkeit zuordnen.

Fetischmode als weitere Körperkunst

Nicht nur stilvoll entkleiden, sondern vorher reizvoll verpacken, das macht für Liebhaber von Fetischen die gleichnamige Mode aus. Durchaus hochgeschlossen, werden erotische Kurven glitzernd und glänzend inszeniert. Wie die anderen, erotischen Kunstformen zeigen, ist Fetischmode mehr als Latex und Korsage. Das Ziel jeglicher Erotik ist die sinnliche Stimulierung, die den ansonsten tristen Alltag leichter gelingen lässt. Natürlich bezaubert die Betrachter ebenfalls die Aussicht auf die Stunden danach. Oft ist Körperkunst aber auch nur Sinneslust zum Ausgleich im Alltagsstress ohne Anspruch auf anschließende, körperliche Erfüllung in dunklen Zimmern.

Fazit:
Für die einen klingt das Wort Erotik sofort nach Sex. Andere zelebrieren sie als Sinnesfreude mit unterschiedlichen Ausdrucksformen. Egal, aus welchem Blickwinkel: Stets muntert Erotik die Sinne auf und lässt den Alltagsstress für eine Weile vergessen.

© Titelbild shutterstock

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