oder eine spektakulär farbenfrohe Reise in die surreale Traumwelt von Frida Kahlo
Der Friedrichstadtpalast ist ein Garant für offene Münder und große Augen. Wenn dann noch über 200 Kinder ihre altersbedingte Spielfreude auf die Bühne bringen, dann läuft schon mal eine Träne über die geschminkte Wange. Und wenn Du neben der stolzen Muddi und der Oma des Hauptdarstellers sitzt erst recht. Frida & Frida erzählt die Geschichte vom Anderssein. Ein Umstand der im Jahr 2024 mehr als Makel gesehen wird als als Auszeichnung. Kinder werden in dieser Gesellschaft gern uniformiert aufgezogen oder von den sozialen Medien indoktriniert. Menschen, die sich nicht im Mainstream der Masse wohl fühlen, werden ausgegrenzt oder sogar angegriffen und immer mehr Menschen schauen einfach weg als würde es sie nichts angehen.
Frida & Frida setzt ein Zeichen dagegen und verknüpft die Geschichte der jungen Frida Kahlo, die im Alter von 6 Jahren an Kinderlähmung erkrankte, sehr geschickt mit den Themen der heutigen Zeit. Rückschläge und Niederlagen zu nutzen um stärker zurückzukommen sind Teile der so wichtigen Message. Zeitgemäße Themen wie KI und Roboter spielen in der neuen Produktion des Friedrichstadtpalasts ebenso eine Rolle wie traditionelle mexikanische Klassiker der Kultur. Ihr Aufenthalt im Krankenhaus, der von der echten Frida als Motor ihres Schaffens galt, wird benutzt, um sie mit ähnlichen Schicksalen zu konfrontieren, die sich ebenfalls nicht in die genormte Gesellschaft einreihen möchten oder können zumeist aus gesundheitlichen Gründen. Genauso aber gilt das für Menschen die aufgrund Ihrer Liebe oder Ihrer Hautfarbe oder Religion ausgegrenzt werden. Frida schafft es dank ihrer Kreativität in Traumwelten zu reisen und die anderen Mitbewohner des Krankenhauses in ihre Welt mitzunehmen. Gemeinsam finden sie Ihre stärkeren Alter Egos und nehmen diese in die reale Welt mit. Allein diese visuellen Trips sind den Besuch sowas von Wert, denn über 200 Darstellerinnen in grandiosen Kostümen füllen die riesige Bühne mit Leben und Liebe und werden von überdimensionalen Bühnenaufbauten unterstützt. Der Blick in die Gesichter der jungen Akteure läßt das Herz frohlocken und streichelt die Seele. Man sieht die nackte Freude, die Liebe zum Spiel und natürlich das erlernte Können! Ob nun als Hip Hop Solist und Breakdancer, Sänger/in oder in der Gruppenchoreografie, die SchauspielerInnen glänzen durch eine grenzenlose Spielfreude. Gespickt wird das Farbenmeer mit schöner Luftakrobatik und Jonglage. Mit Frida & Frida feiert der Friedrichstadtpalast endlich wieder eine Weltpremiere und darf schon zur Premiere verkünden, dass die aktuelle Spielzeit ausverkauft ist. Herzlichen Glückwunsch! Natürlich gibt es schon Karten für die nächste Spielzeit und von mir kommt hier definitiv eine Empfehlung mit oder ohne Kids die Show zu besuchen.
Im Vorfeld lud der Palast zu einen Red Carpet, der gar nicht rot war und dem von mir sehr geschätzten Schaulaufen samt vieler netter Gespräche. Der Intendant Bernd Schmidt lies es sich auch nicht nehmen, über die dramatischen Kulturkürzungen zu sprechen, die auch dazu führen könnten, dass solche Produktionen eben nicht mehr stattfinden könnten. Wer das will, der hat die Zeichen der Zeit leider nicht erkannt. Ich wurde u.a. im Interview gefragt, was mir die Kultur bedeutet und meine Antwort war ziemlich eindeutig. Ohne solche Abende, ohne das Bunte und das Schöne, ohne die kurze Auszeit vom Wahnsinn des Alltags werden die Menschen tiefer in die Gräben des Frustes abtauchen, ihre Fäuste und Waffen schärfen und der Alltag wird noch rauer und zunehmend brutaler. Das ist seit Anbeginn der Zeit so – ohne Unterhaltung verschlingt sich die Gesellschaft selbst, ob nun im alten Rom oder im heutigen Berlin. Ich freue mich an dieser Stelle schon extrem auf die im Oktober 2025 kommende neue Grande Gala mit neuen Artisten und tollen Kostümen.
