oder die wahre Geschichte der Sissi…
Ich bin ja eigentlich total musicalbegeistert und bilde mir ein auch schon viel gesehen zu haben, doch irgendwie ist ELISABETH an mir vollkommen vorbeigegangen. Man musste mich erst mit der langen Nase in dieses Abenteuer stuken, damit ich aufmerksam wurde. Nun durfte ich gestern der Wiederaufnahme Premiere von Elisabeth im wunderschönen Admiralspalast beiwohnen und kann sagen… es ist wirklich sehenswert. Zwar brauchte ich mindestens 40 min um mich in diese anfangs sehr langsam anrollende Geschichte einzufinden, wurde dann aber von der Liebe zu Detail und zum Kostüm komplett verschluckt. Es war wie ein Aha-Effekt als man mir die grandiose Kaffeehausszene servierte, die so viel Intelligenz und Geschick in der Inszenierung darbot, das mir kurzweilig der Mund offenstand. Gerade wenn man weiß, was es heißt eine Idee auf der Bühne in die Tat umzusetzen, honoriert man so viel Schaffenskraft doppelt.
© Rene du Vinage redcarpetreports.de
Anfangs war Szenenbild und Auftaktgesang etwas schwach… der Tod hätte deutlich mehr Wucht gebraucht aber andererseits kommt dieser auch nicht immer mit lautem Getöse, sondern schleicht gerne mal von hinten ums Eck an uns Menschen heran. Das zumindest entnahm ich der Leistung des Darstellers. Der restliche Cast und auch das wunderbare Liveorchester hingegen spielten voller Energie und Klang und verzauberten mich spätestens in der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit. Assoziationen zu Titanic, Les Miserables, Tanz der Vampire und Michael Jackson waren vielleicht sogar gewollt, verloren sich aber in der grandiosen Eigenständigkeit der unglaublichen Geschichte um die junge Kaiserin. Eine Monarchin, die mit ihrem eigenen Kopf ein ganzes Land bewegte. Liebe, Hass, Drama, Krieg und viel Intrigen fordern diese Inszenierung stark wurden aber perfekt in Szene gesetzt. Vor allem stehen die grandiosen Verwandlungen und die prächtigen Kostüme im Vordergrund und gerade beim Alterungsprozess der Darsteller wurde gezeigt was Bühnendarstellung so alles zu bieten hat. Nicht ganz glücklich war ich anfangs mit den verschachtelten LED Wänden, die zwar als eine Art animierte Tapete verschiedene Bühnenbilder darboten aber durch die massiven schwarzen Unterteilungen irgendwie keine echte Raumwirkung zuliessen. Gerade bei einer der letzten Szenen – als der Tod um Sissi erneut buhlte und diese Wände “nur” weiß waren, bekam die Szene ein puristische Schönheit – die mir vorher etwas fehlte. Manchmal ist weniger Technik und mehr Handwerk vielleicht doch besser. Letztendlich jedoch hat mich die Geschichte gefesselt und am Ende sogar bewegt.
Musicals stehen und fallen eben mit einer großen Geschichte und Elisabeth ist natürlich eine riesige Geschichte. In Zeiten des Wandels geschehen viele schlimme Dinge aber es findet auch ein ganz gesunder Reinigungsprozess statt und so blieb am Ende keiner dieser elitär gezüchteten Stammbaum Monarchen übrig – was allerdings dann kam war noch viel schlimmer. Ich hoffe das unsere heutigen Zeiten nicht ähnliche menschenverachtenden Tendenzen hervorbringen. Natürlich liebte ich die Kostüme in Frau Wolfs Etablissement aber auch die Milch Szene auf dem Marktplatz in Wien. Die Choreographie und Kostümidee im Salon der Erzherzogin hoch zu Roß oder auch die rastlosen Jahre der Sissi sind einfach wunderbar ausgedacht.. und sehenswert. Ein bissl Wiener Charme, viel Drama, ein Quentschen Schmalz und die gehörige Portion Herzschmerz werden noch bis einschließlich 14.2.2016 im Admiralspalast Berlin serviert, der immer einen Besuch wert ist.