Freitag, 29. März 2024

Ein Märchen – THE IRREPRESSIBLES im Berliner Huxleys

oder EIN ORNAMENT IN MENSCHLICHEM GEWAND.. unglaublich schön.

blog_IrrepressiblesPress


DIe Zeiten als Bryan Ferry mit Roxy Music meine Ohren verzauberte ist lange her, Mazzy Star hat anschließend ebenfalls mit Ihrer Stimme viele wunderbare Bilder in meinem Kopf hinterlassen. Natürlich gab es noch diverse Klangwunder die melancholisch schön, bedrückend und zerstörrerisch meinen Geist bezaubert haben… aber die Intensivität der Irrepressibles hat lange niemand erreicht. Die androgyne Stimme des Sängers und der Look im Stile des großen Klaus Nomi lassen mich schon den halben Abend nicht mehr los. Natürlich war die erste Tat der Kauf des neuen Albums Mirror Mirror

bei Amazon !! das ist übrigens die Wahrheit…. ich schätze diese kleenen Scheiben noch, die Haptik und das Booklet.

Der Sänger McDermott singt mit flatterndem Antony-Vibrato, und als Bühne lassen the Irrepressibles sich schwimmende Baldachine bauen. Dieses Gesamtkunstwerk aus expressiver Künstlichkeit  und schwülstigem Melodrama beschreibt Jamie McDermott mit dem schillernden Begriff der ›Flamboyance‹. Wenn Klaus Nomi das noch erleben dürfte!… ES GEHT DEN IRREPRESSIBLES NICHT DARUM, DASS MAN DEN PERFORMERN ALS SOLCHEN ZUSCHAUT, SONDERN DARUM, DASS DIE ZUSCHAUER SEHEN, WIE IM ZUSAMMENSPIEL EINE FORM ENTSTEHT .. na wenn das nichtmal eine Ansage ist, dann weiß ich auch nicht. Wie die Ameise zum Honigtopf bin ich auf diese Perle der Musiklandschaft getroffen und ein wenig peinlich berührt sie nicht selber entdeckt zu haben, zumal the Irrepressibles am 10. Mai im Huxleys spielen werden. …

blog_IrrepressiblesPress02

Zitat “Die Musik des Debütalbums »Mirror Mir­ror«, die mit Ausnahme von Keyboard, spär­lich eingesetztem Schlagwerk und McDer­motts Westerngitarre ausnahmslos von Streichinstrumenten wie Violinen und Celli sowie von Vibrafon, Oboen oder Querflöten getragen wird, ist die eine Sache – die Auf­tritte von The Irrepressibles sind die andere. Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie exaltiert und aufwendig aufeinander abge­stimmt sie sind, reicht es, sich den Zusam­menschnitt vergangener Konzerte anzuse­hen, der sich – unterlegt mit der ersten Single des Albums »In this Shirt« – auf der Home-page der Band findet: The Irrepressibles ins­zenieren ausgetüftelte, groß auftragende Shows (oder eher Performances), die tief im Stilfundus des Barock wildern. So glich etwa im letzten Jahr beim südenglischen Latitude-Festival ihre Bühne einer Art Baldachin, der im Stile pompöser Unterhaltungsinszenie­rungen am Hofe absolutistischer Herrscher auf einem See inmitten einer grandiosen eng­lischen Parklandschaft schwamm.

http://www.youtube.com/watch?v=TwxWGdKNJw0

Für einen Auftritt im Rahmen einer Barock-Ausstellung im Londoner Victoria and Albert Museum im Juni letzten Jahres wurde eine Art ›Perfor­mance-Würfel‹ gleich in der Mitte des Aus­stellungsraumes platziert, zwischen den in Gold gefassten Kunstwerken. Perfekt gerahmt erscheint so auch McDermott: Ob im Perfor­mance-Würfel oder unter dem Baldachin, der 29-jährige Sänger und Performer steht immer erhöht auf einer kleinen Drehbühne in der Mitte, um ihn herum seine musikalischen Mitstreiter, die allesamt gewandet sind in wundersame Kostüme von Jordan Hunt, der gleichzeitig der Violinist des Projekts ist und enge Beinkleider und opulente Oberbeklei­dung mit Federapplikationen, wulstigem Fal­tenwurf oder gleich monströs gefalteten Hals­krausen entworfen hat. Die Haare der Band­mitglieder sind hoch auftoupiert oder mit ausladendem Kopfputz geschmückt. Zackig, fast wie Marionetten bewegen sie sich in einer strengen Choreografie um ihr Mastermind, der die Arme mit großer Geste zu Schwingen ausbreitet und mit vollem Countertenor und einer gehörigen Portion Pathos seine Songs zum Besten gibt. Auf Pressefotos sieht man McDermott und die Seinen passenderweise gleich wie Zirkusartisten an langen Seilen durch die Luft schweben.

The Irrepressibles sind weniger eine Band als ein ausladendes konzeptuelles Projekt, ein Zwitter irgendwo zwischen Mode, Musik und Performance-Kunst – und in dieser Hin­sicht scheinen sie einem Projekt wie Fischer­spooner gar nicht so unähnlich.” TEXT: DOMINIKUS MÜLLER

The Art of Replica Watches