oder ein Abenteuer am Busen der Natur
Wenn man einem Strassenbildmaler bei seiner Arbeit zusieht, weiß man, das das was er schafft, in Minuten bzw. Stunden wieder zerstört sein wird. Wenn jemand ein Kunstwerk aus Eis erschafft, braucht es nur die Sonne oder steigende Temperaturen, die aus diesem Meisterwerk eine unscheinbare Pfütze machen. Manche Kunst ist vergänglich und man muss sie geniessen und in ihr baden so lange es geht. Eine dieser herausragenden Momente bietet das Kabaret Kalashnikov im Sisyphos in der Hauptstrasse. Nur drei Tage lang finden sich einige wunderbaren Menschen zusammen und erschaffen eine neue Geschichte rund um eine Zirkusfamilie, die sie im echten Leben im Herzen sogar sind. Aus der ganzen Welt kommen sie eigens für dieses Projekt zusammen und zaubern mit unglaublich viel Detailliebe eine Geschichte auf die Bühne des Sisyphos, die man immer öfter in großen renommierten Theater vergeblich sucht. Und all die Liebe, Hingabe und Mühe für eben diese DREI TAGE. Danach bleibt die Kunst im Gedächnis und im Herzen der Zuschauer. Schon im Vorraum hatte ich Gelegenheit den Stimmen der Gäste zu lauschen und konnte feststellen das hier einige Wiederholungstäter zugegen waren :).
Ein zauberhafter roter Faden voll mit Details dient als Schatulle für Variete, Artistik, Comedy, Puppentheater, Slapstick und ein bisschen Freakshow. Der gestrige Abend war nun schon mein dritter Besuch und auch dieses Mal hat sich der Weg und jeder Cent mehr als gelohnt. Zu Beginn wurde mir einmal mehr klar, das ich wohl ein gewisses Alter erreicht haben muß, denn wenn ein junges Ding bereits um 20:30 sternhagelvoll im Publikum sitzt, frage ich mich schon, wie sie sowas hinbekommt. Abgesehen davon lebt der Abend von der Mischung der Zuschauer und natürlich dem Drang danach ins Bühnengeschehen einzusteigen. Die Geschichte spielt erstmalig nicht in der kleinen russischen Bar sondern weit draussen in unserer Bundes-Camping-Gesellschaft – schließlich braucht auch eine Geschichte mal Urlaub. Statt dem typischen Barambiente fand der geneigte Betrachter Artistik zwischen Campingwagen und Wäscheleinen. Großartig inszeniert und bebildert mit einer Geschichte um Liebe, Herzschmerz, Moneten und … natürlich der Prügelei in Slow-Motion. Das schöne ist das man einige Bühnencharaktere und Handlungsstränge immer wiedererkennt und somit einen direkten Bezug zur letzten Show herstellt. Ein bisschen wie eine Variete Soap aber mit viel Klasse und absolut ohne Langeweile. Natürlich durfte der Durst nach Vodka nicht ungestillt bleiben obwohl die Bar nicht Teil des Handlungsstranges war und als wenn das Publikum nur darauf wartete gemeinsam anzustossen wurden die Becher gehoben und lauthals VODKA gerufen. Ein Szenario das immer wieder großen Spaß macht.
Spaß macht aber auch die Artistik, die fast immer zu wunderbarer Livemusike dargeboten wurde. Luft- und Bodenakrobatik, Jonglage, ein einzigartiges Puppenspiel, wie ich das so noch nie gesehen habe, Kontorsionsabenteuer mit einer Künstlerin, die mit ihrer Gesichtsmimik bei mir großen Eindruck hinterlassen hat, viele Tanz- und Actionchoreos und der Priester meines Herzens rundeten den Abend ab. Für alle die das Kabaret Kalashnikov noch nicht gesehen haben, ergibt sich HEUTE Abend die absolut letzte Chanve, dieses Abenteuer mitzuerleben. Die Geschichte wird so nie wieder zu sehen sein und auch wenn das Kabaret wahrscheinlich zurückkommt – wird die Story eine andere sein. Und wie bei jeder guten Soap fehlt einem dann der Anschuß ;) ;) … Wer das nicht verpassen will, sollte sich heute Abend um 19 Uhr im Sisyphos einfinden, ich verspreche Euch großartiges Entertainment und viel Spaß.