oder Travestietheater im juten alten Westen – dem Las Vegas von Charlottenburg
Erstmal muss ich mich entschuldigen. Ich habe diese Kolumne echt vernachlässigt und das obwohl ich auf ‘zig Veranstaltungen rumgetanzt bin, über die ich hätte schreiben können. Vielleicht tue ich das auch noch nur um meine Seele zu beruhigen. Abgesehen davon bin ich mir gar nicht mehr sicher ob es noch Menschen gibt, die den Quatsch hier überhaupt noch lesen. Youtube und Videoblogs sind das “neue” Medium, wobei auch die eigentlich schon wieder am abebben sind. Ejal.. ick bin oldschool und tippe weiter, wozu hat mir jemand vor 200 Jahren “zehnzehenblindschreiben” beigebracht und ist dabei fast verzweifelt ;)…. Drum hier mein Senf zur neuen Show Zeitlos von und mit Ruda Puda in der beschaulichen Filmbühne am Steinplatz mit dem Titel ZEITLOS. Die Location ist nach wie vor süß und trägt wohl die Patina von etlichen Jahren WestBerlin. Nicht falsch verstehen.. ick mag meen Westberlin, bin ja schließlich aus diesem Teil der Stadt und auch janz echt hier jeboren aber manche Kneipen / Restaurants erfinden sich einfach nie neu ;).
Ganz im Gegenteil zur Travestie-Nummern-Revue von Ruda Puda und Co. Hier wurden man durch die Jahrtausende gebeamt ohne einen Tag zu altern oder Staub anzusetzen. Das äusserst gemischte Publikum jeden Alters (und das meine ich so!) hatte großen Spaß und ging teilweise ab wie Schmitzkatze. Ein Teil fühlte sich erinnert an die damaligen Abenteuer in Berlins Travestie Institutionen Chez Nous oder sogar Chez Romy – ein anderer Teil ließ sich einfach nur Berauschen von den prachtvollen Kostümen, die in Vielfalt und Glanz der ersten Show in keinster Weise nachstanden. Ruda Puda oder sollte ich sagen Rodolfo Prevelato hat auch diesmal wieder die Nadel durch die Glitzerpailette sausen lassen, das man eine Sonnenbrille in der ersten Reihe brauchte ;). Die Auswahl der Lieder war bunt und gleich der erste Liveact überraschte mich sehr positiv. Etta James “At Last” live zu performen und dabei nicht zu verkacken ist schon eine Leistung, die es erstmal zu erbringen gilt. Bravo!
Doch ich wäre nicht ich, wenn ich nicht auch den ein oder andere quietschenden Ton gehört hätte ;). Aber das war wurscht… Leider fehlte auch diesmal ein Conferencier, der das Publikum so richtig mitnimmt. Dabei will ich aber auch nicht versäumen zu erwähnen, das Alice Dee den Mikrofonjob tausendmal besser gemacht hat als der Kollege in der ersten Show. Dennoch… die Leistung der 5 Damen vom Grill war wunderbar und ist im Moment wohl ohne Konkurrenz. Ich kenne zumindest kein besseres oder vergleichbares Travestiespektakel in Berlin. Kostümwechsel in Sekundentakt ergänzte die Vielfalt, die sogar ein Hauch von “Strapatenvariete meets Ausdruckstanz” beinhaltete. Schlußendlich war es nicht das Lipsynch das mich abgeholt hat, auch nicht die Kostüme und erst recht nicht die wirklich tollen Gruppenchoreografien – sondern alles zusammen. Das sage ich im übrigen obwohl ich kein großer Freund bin von lippensynchroner Schauspielerei. Aber so und NUR so wird das Paket rund und macht so großen Spaß, das sogar meine Begleitung mit Anhang in 2017 wiederkommen wird, denn die Show geht weiter und wer noch Karten mag sollte sich ran halten. Zwar spielen Alice Dee, Nikita, Sugar, Van Essa da Silva und Ruda ab 2017 gleich an zwei Abenden im Monat aber der Laden ist nicht der Friedrichstadtpalast – wer hier zu spät kommt, der kiekt in die Röhre und muss im Restaurant nebenan ‘ne Boulette essen ;) statt tanzende Hüften zu sehen. Viel Spaß und weiterhin viel Erfolg Mädelz! Kontakt und Karten findet ihr über FACEBOOK > https://www.facebook.com/divine.carousel/ und / oder direkt über Eventim https://www.eventim-light.com/de/shop/5672b657e4b0653b183aea88/de/index