Samstag, 20. April 2024

Die grauen Männer von Mini Berlin

oder die grauen Männer von Momo tragen auch heute Krawatte und Hemd

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In der heutigen, äusserst schnellebigen Zeit vollbringt man ein kleines Meisterwerk mit einem funktionierenden Zeitmanagement. Drei “Leben” unter einen Hut/eine Perrücke zu bekommen ist dabei eine echte Herausforderung. Und genau dieses fragile Kartenhaus wird täglich torpediert von Menschen, die denken, man kann die verlorene Zeit ja irgendwo nachkaufen. Wenn irgendjemand weiß wo – bitte schreibt mir… ;) … Doch zurück zum Thema  .. solange die Hoffnung besteht das man ein neues Auto kauft, wird einigermaßen zuverlässig gearbeitet – doch wehe man entscheidet sich den geleasten Wagen weiterzufahren, weil er eigentlich noch vollkommen in Ordnung ist. Schon ist man “Kassenpatient” und wird von der Priority Lane aufs Abstellgleis geschoben.

Ein vereinbarter, ab Tag zuvor nochmals telefonisch bestätigter Termin ist für mich verbindlich. Ich bin selbst Dienstleister(in) und hab schon ein schlechtes Gewissen, wenn ein Kunde 5 Minuten warten muß, weil ein Telefonat dazwischen gekommen ist. Doch in der neuen hochherrschaftlichen Residenz von MINI Berlin am Kaiserdamm wird das anders gehandhabt. Erstens telefoniert man erst mit einer Callcenter Dame, die sozusagen vorselektiert und aufnimmt. Dann wird man von einem weiteren Service Mitarbeiter zurückgerufen, um noch einmal alles zu wiederholen und zu BESTÄTIGEN! Doch wenn man dann vor Ort ankommt hat der am Tag zuvor festgelegte Kollege leider gar keinen Termin in seinem Kalender und obwohl dieser zurückgelehnt mit Telefon am Ohr im Büro sitzt (Nein ich unterstelle nix!!) werde ich verschoben an den Servicecounter – vielleicht stehe ich dort im Kalender. Tja.. so war es. Eine nette Dame überreicht mir eines dieser neumodischen Vibrationsgeräte mit der Bitte auf Kosten von BMW ein Kaffee zu geniessen… “es wird nicht lange dauern” sagt sie und grinst.

Die Gelegenheit ist günstig schnell noch ein Brötchen (das übrigens sehr lecker war) runterzuschlingen, wie gesagt “Zeitmanagement”, immer ein Auge auf den Vibrator auf meinem Tisch. Vielleicht hätte ich das Ding in die Hose stecken sollen um wenigstens ein Hauch von Vorfreude zu geniessen. Doch das Ding will nicht losrütteln. Ich frage mich ob es ggf. nicht die Reichweite hat und ob ich im falschen Cafe einen Tee zu mir nahm? Doch nach 50 Minuten sollte ich aufgeklärt werden, das das Gerät voll funktionstüchtig war. Meine etwas genervte Nachfrage am Counter ergab, das es wohl “unvorhersehbare” Proleme bei dem Kollegen gab, der mein Auto bearbeiten sollte. Hääää.. ein riesiger Laden, ewig viele Mitarbeiter, die dort rumrennen und “MEIN” Typ ist in den ewigen Jagd… ähhh Reparaturgründen verschollen? No. Nicht mit mir… ich meine es ging dabei lediglich darum den Wagen für zwei Minuten an einen Computer zu stöpseln und eine dämliche Servicemeldung abzustellen. Jetzt weiß ich warum diese neuen Autos, diese Funktion haben… um Zeit zu rauben. Michael Ende hatte diese Fiktion schon vor über 40 Jahren – denn eigentlich ist nur der reich, der genug Zeit hat. Was bleibt ist eine freundliche Verabschiedung auf nimmer Wiedersehen und die Erkenntnis, das der Wert von Zeit höher den je ist…

Übrigens… genau in dieser Werkstatt legt man auch Wert auf gesammelte Pfennige und Sechser. Schon einmal kam ich den Genuß einer weggefundenen Überraschung in Form eines Kleingelddöschens. Vielleicht wurde es auch als Trinkgeld verstanden ;) ….

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