Dienstag, 18. März 2025

CHICAGO – Wiederaufnahme Premiere im Schiller Theater

oder die Überraschung des Jahres und gepaart mit der wichtigsten Frage des Abends.

Wenn Barry Kosky etwas inszeniert das kann man davon ausgehen das es sensationell wird. Deshalb war ich mir zu 100% sicher das ich die Uraufführung in der Komischen Oper bereits gesehen hatte. Überhaupt hatte ich CHICAGO natürlich schon einige Male gesehen und irgendwie war meine Gattin auch sicher das wir Katherine Mehrling auch schon in der Rolle von Roxy Hart kannten. Insofern hielt sich meine Aufregung in Grenzen und der Besuch im Schiller Theater war eigentlich nur als Streicheleineinheit für die kulturelle Seele gedacht. Ihr könnt Euch überhaupt nicht vorstellen wie meine Reaktion auf den ersten Anblick des Bühnenbildes ausfiel. Denn in diesem Augenblick kamen Zweifel auf ob ich diese Inszenierung jemals erleben durfte. Episch und Grandios sind Worte die mir kurz in den Sinn kamen aber auch, und das mehr oder weniger zum ersten Mal, ein Hauch von Neid…. ahahahah ja tatsächlich.. was würde ich geben für so ein Feuerwerk als Bühnenbild bei einer meiner Shows. Aber natürlich hielt der Moment nur ein bis zwei Sekunden denn in erster Linie war ich überwältigst von sie viel Genialität. Mit einfachen Mitteln und über 6000 Glühlampen zauberte CHICAGO eine Atmosphäre in das Theater wie ich sie so bei dem Musical noch nie gesehen hatte. Im Gegenteil – ich erinnere mich an ziemlich einfachslose Holzinstallationen im Theater des Westens.

Natürlich war die Bühne nicht das einzige was glänzte. Roxy Hart aka Katherine Mehrling entzückte mit Humor und grandioser Stimme und überzeugte alle Zweifler ob das Musical auch in Deutsch funktioniert mit einer selbstsicheren Lässigkeit. Aber auch Jörn als Staranwalt und natürlich die wunderbare Andreja Schneider als Gefängnisschliesserin, beide in tollen Kostümen und mit sensationellen Entreé, lieferten uns ein Schauspiel mit Gänsehautfaktor. Das letzte Mal durfte ich Jörn in der Rolle der YMA im Friedrichstadtpalast bewundern und war ziemlich Hin und Weg. Spannenderweise hat das Musical auch nach so langer Zeit nicht an Aktualität verloren. Noch immer hetzt die Pressemeute der nächsten noch krasseren Story hinterher und noch immer sonnen sich die vermeindlichen Protagonisten im Ruhm des Moments – selbst wenn die Nachrichten eher gruselig sind. Ähnliches Verhalten findet man auf TikTok und vergleichbaren “un”sozialen Netzwerken. Eben noch ein Megastar mit Millionen Followern und kaum findet die Sidewisch-Meute ein neues “Opfer” schon ist der Ruhm im Arsch und der Star nur noch ein Noname ohne Reichweite. Echte Stars entstehen aus meiner Sicht nicht über Nacht. Sie arbeiten hart dafür und kämpfen sich mit künstlerischen Leistungen in die Köpfe der Menschen. Aber das ist Wohl ein anderes Thema.

Zurück zum Musical. Denn es gibt einfach noch so viele tolle Eindrücke zu beschreiben. Riesige Köpfe in der Fotografenmeute oder überdimensionale Lippen während der Verhandlung um Leben und Tod sind nur zwei tolle Ideen. Immer wieder spielt Barry mit solchen Ideen und läßt unter anderem riesige beleuchtete Hollywood Buchstaben erscheinen. Nebenbei fahren Gitterstäbe mit Glühlampen hoch und runter und teilen die Bühne in einzelne Gefängniszellen. Ein weiteres echtes Highlight waren die TänzerInnen und ihre grandiosen Outfits. Ich kam während des gesamten Muscials nicht aus dem Staunen heraus und musste mir eingestehen das mein Hirn mir tatsächlich eine Streich gespielt hat. Natürlich musste ich die anfangs vollmundig ausgesprochene Bestätigung über meine Kenntnis zu dem Muscial komplett wiederrufen und meine Fresse war ich froh mich aufgerafft zu haben. Kurz vor meinem Urlaub und nach einem echt anstrengenden Arbeitstag ist das immer so eine Sache. Jedoch zeigte mir der Abend einmal mehr das es sich sowas von lohnt den Stress des Alltags in so einer herausragenden Inszenierung einfach abzustreichen. Ich für mein Teil verließ die Vorstellung mit einem breiten Grinsen und musste nochmehr Grinsen als ich ein älteres Päarchen von “Klamauk” sprechen hörte. Geschmäcker sind eben auch bei so einer riesigen Produktion absolut unterschiedlich. Zum Schluß gab es letztendens stehende Ovationen und das obwohl es meiner Tochter etwas unangenehm war als ich als Erster aufstand und sie drängelte mitaufzustehen. Irgendwie braucht es immer eine Leithammel. Schön das sich nahezu das gesamte Haus mit anschloß. Wobei es mir persönlich auch vollkommen Wurst gewesen wäre wenn ich da alleine gestanden hätte. Denn solch eine tolle Inszenierung hatte ich in diesem Jahr noch nicht geniessen können. CHICAGO ist mein persönliches Hightlight 2024 und ich kann nur jedem Einzelnen empfehlen noch schnell Karten zu kaufen bevor es wieder ausverkauft ist. DANKE Barry und DANKE an das tolle Cast. Und nun brauch ich eine Antwort auf die wohl wichtigste Frage des Abends. Warum bitte haben die finalen Kostüme von Katherine und Ruth so unglaublich gefunkelt?? Und wehe ihr lasst mich doof sterben…..

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