Montag, 17. März 2025

Berlin is ja so groß – Premiere

oder im Renaissance Theater jibbs jetze ‘ne Schautreppe – ditt find ick jeil… würde der Berliner sagen.

OK… das Bühnenbild hatte mich schon vom ersten Moment an in seinen Bann gezogen. Ich bin einfach immer ein riesiger Fan von epischen Showtreppen und das wunderschöne Renaissance Theater hat seine neue eher moderne neue Treppe perfekt ins Licht gerückt und als perfekten Kontrast zu den Art Deco Treppen des Hauses inszeniert. Berlin… natürlich hat diese meine Stadt genug Material um etliche Musicals daraus zu machen. Die meisten gehen eher mit dem Mainstream und versuchen entsprechende Persönlichkeiten, die zu Ihren Lebzeiten in dieser Stadt was gerissen haben, in den Fokus des Musicals zu packen. Bei der neuen Inszenierung von “Berlin is ja so gross” ist das etwas anders. Das Stück ähnelt einer Kabarett Revue – die sich an Berliner Liedgut bedient und versucht mit bunten genderneutralen Charakteren die Stadt abzubilden. Anfangs war ich der Meinung das die Herangehensweise doch gelungen ist – ich war bis auf wenige Momente gut unterhalten. Doch im Nachgang kamen mir nach einem Plausch mit anderen Gästen dann Zweifel aber dazu später mehr. Ich blickte so in den Raum und stellte mir das heteronorme Publikum vor, das einen Abend lang optisch mit den Thematiken “Trans” und “Gendernauten” umgehen mußte während sie größtenteils mit tollem Stimmen die Klassiker von Peter Fox oder Ideal serviert bekamen. Meine absolute Favoritin an dem Abend war Jacqueline Macaulay!

Das Thema Kostüme war dabei teilweise etwas schwierig denn wenn ich jemand sehe der einen Song über einen Burlesque Striptease Act bringt, was prinzipiell ja genau mein Ding ist, aber dann mit Deko Behrendt Karnevals Fächer auf der Bühne hantiert … ja dann denke ich mir meinen Teil – auch in Zeiten extremer Sparmaßnahmen durch die Kürzungen des Senats. Ein Investment von 40 EUR hätte dem ganzen Act so viel mehr gegeben… oder wie Guido immer zu sagen pflegt: Das hätte was getan für ihn. Und das sehe ich so selbst wenn die Performance selber eher ironisch dargeboten wurde.

Doch nochmal zurück zur Idee eines BERLINICALS. Irgendwie hörte ich bei der Aftershow das alles mit sehr heißer Nadel gestrickt wurde und es offenbar auch etwas chaotisch zu ging. Den genauen Grund dafür konnte ich an dem Abend nicht ermitteln glaube aber das es mit den Sparmaßnahmen des Senats zusammenhängt. Ob man das jetzt als Entschuldigung nehmen muß für die Show, weiß ich nicht, denn ich fand sie wie anfangs erwähnt doch recht kurzweilig mit lustige musikalischen Höhen und ein paar Tiefen. Speziell die Stimmen und die musikalische Interpretation verschiedener Berlin Klassiker waren supi… und ein paar Male hatte ich ein breites Grinsen auf die geschminkten Wangen. Also alles in allem ein schöner Abend in einem wunderschönen Theater in dem man nach wie vor immer noch nicht seine Getränke an der Bar mit Karte bezahlen kann :) … WEIRD… ich glaube das ist eines der letzten Etablissements bei denen die Geldscheine nach so einem Abend noch Bündelweise in der Kasse dümpeln. In Zeiten wie diesen auch irgendwie gefährlich …. ABER… und nun kommen wir zu einem Punkt der mich etwas irritiert hat. Im Nachgang habe ich mit einem Freund aus der LGBTIQ Community gesprochen, der ebenfalls die Premiere besuchte und seine Meinung war tatsächlich gänzlich anders. Er fühlte sich von der erzwungenen Darstellung von Diversität komplett veräppelt und sprach von einer viel zu einfachen heteronormativen Auslegung des “bunten” Berlins. Diese Aussage hat mir zu denken gegeben. Erwarte ich in so einem Stück immer einen besonderen Tiefgang zum Thema LGBTIQ+? Oder wäre es weniger dramatisch gewesen wenn man diese Genderthematik optisch einfach weggelassen hätte? Irgendwie finde ich das nicht. Denn obwohl ich verstehe das gewisse Themen doch sensibel angefasst werden sollten bringt dieses Musical doch die allgemeine Thematik etwas näher an ein Publikum das ggf. sonst weniger gut mit einem Mann im Kleid umgehen kann. Oftmals findet ich nämlich als Heteromann im Fummel besseren Zugang zu den Hardcore Heteros als manch schwuler Darsteller und konnte in meiner nunmehr 20jährigen Karriere schon einige Brücken bauen. Ich hoffe dem Musical kann man das auch bald nachsagen….

Anyway… Ich würde mich freuen wenn der ein oder andere der diese Zeilen liest mir seine Meinung zu dem Abend schreiben würde. Berlin is ja so gross läuft noch mit Unterbrechungen bis zum 30.3.2025 im Renaissance Theater Berlin im juten alten Westen der Stadt. Termine findet Ihr auf der Webseite.

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