Samstag, 20. April 2024

ALS Ice Bucket Challenge

oder Kettenbrief 3.0

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Kennt ihr noch diese dussligen Kettenbriefe von damals.. oder diesen Pyramidensystembetrug, in dem man angeblich in Null Komma Nix unglaublich reich wird? Nee?.. also ick schon. Und ick habe dieses Zeuchs gehasst. Diesen ganzen Mist hat es schon lange vor den digitalen viralen Attacke gegeben. Aber wie sagt man so schön: Jede Zeit hat ihre “Wunder”. Auch das Phänomen “Tu gutes und sprich darüber” ist eigentlich ein ur-ur-uralter PR Hut und wird von jedem Medienprofi seit Jahrzehnten praktiziert. Die Nachkommen dieser globalen Streuaktionen finden sich zur Zeit gerade wieder auf dem Vormarsch. Bis zu meiner Nominierung für die sogenannte ALS Ice Bucket Challenge hatte ich keine Ahnung worum es dabei überhaupt geht und ehrlich gesagt war es mir auch egal – denn ich kannte die Krankheit nicht und wollte nix zu tun haben mit Leutchens, die sich Eiswasser auf’n Kopp giessen. Hat es somit funktioniert? Naja.. zumindest teilweise.

http://www.youtube.com/watch?v=K0Plkpaggq4

Letztendlich bin ich ein Mensch der gerne gegen den Strom schwimmt – mir geht das Lemminge Verhalten ziemlich auf die Nerven. Leider ist das offenbar in unseren deutschen Genen verankert aber sei’s drum. Als Queerkopf isses oooch nicht leichter. In meine Überlegung ob ich nun eine Spende in die gleichen Kanäle pumpe, kamen mir immer mehr Zweifel, überhaupt diesem Strom zu folgen… denn hey… ich verschenke nichtmal Blumen zum Muttertag – sondern lieber an Tagen, wo niemand damit rechnet. Auch finde ich es fragwürdig, wenn ich über die scheinbaren Leichen im Keller bzw. den Darstellungszwang lese. Sollte man einfach alles ignorieren? Nein… denn letztendlich gibt es viele profitferne soziale Einrichtungen, die mit meiner Spende viel bewirken können. Also beschloß ich doch mitzumachen und mir auf meine Art Wasser und Eis irgendwo hinzuschütten aber nicht auf den Kopp. Leider scheiterte diese Idee an den plötzlichen Umstellungen des Tagesplans und somit blieb mir nur noch, spät in die Badewanne zu steigen und mich selbst einmal zu taufen. Wohlgemerkt obwohl ich aus der Kirche ausgetreten bin, da ich auch dort Strukturen vorgefunden habe, die mich stark an Wegelagerei erinnerten. Habe ich deswegen ein schlechtes Gewissen? Nee… warum… denn ich gebe wann immer ich einen bedürftigen Menschen auf der Strasse sehe – allerdings mache ich davon kein Foto obwohl ich mich als Medienprofi bezeichne. Ich gebe auch, wenn ich ein Projekt als sinnvoll erachte oder wenn eine Idee zur Verbesserung der Welt geboren werden muß. Ich umgehe damit einfach diese Verwalter.. die alle ihr Häppchen abzweigen, um der guten Sache zu “dienen”.

Dennoch, die Krankheit ALS ist furchtbar und leider auch nicht gut genug erforscht. Es fehlt einfach weltweit an potentiellen Patienten, um Gewinne mit dem Medikament einzustreichen. Im übrigen haben zahlreiche Erkrankungen dieses Problem !!! Solch Gedanken sind erschreckend – ja – eigentlich unmenschlich, bedenkt man wieviel Milliarden für Rüstung, Krieg usw. ausgeben werden – oder um mal in den eigenen vier Wänden zu bleiben – auch für Silvesterknallkacke weltweit. Schwer würde es mir auch fallen, einem Menschen, der kein Zugang zu fliessenden Trinkwasser aus der Leitung hat, klar zu machen, das ich mal eben für die “gute” Sache einen Eimer Trinkwasser wegkippe bzw. das die “zivilisierte” Welt sich gerade in Massen nass macht. Für mich beisst sich da der Hund in den Schwanz. Jaaaaaa… und ich weiß, das kein Wasser, welches ich nicht verbrauche, in bedürftigen Ländern ankommt.. bla bla bla… diese Erbsenzählerei geht mir auch auf den Senkel. Ich hätte NICHTS .. einfach GAR NICHTS dagegen, wenn Menschen einfach mal offenen Auges durch die Welt laufen. Bedürftige Menschen oder Tiere sehen und ihnen helfen, einfach nur so… einfach weil es gerade wichtig ist. Ohne medialen Mist einer “ALS Ice Bucket Challenge” – ohne Wink mit dem Zaunpfahl. Es sind die kleinen Taten, die uns zu MITbürgern machen. Doch offenbar hilft der eigene Narzissmus bei der Überwindung der Frage ob Spende oder nicht… immerhin.

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Warum also hab ich letztendlich doch klein beigegeben, mir ‘ne Tasse kaltes Wasser über die nackte Birne gekippt  und das auch noch gefilmt? Erstens weil mich eine junge Seele nominiert hat, die ich nicht enttäuschen wollte… zweitens weil es mir Anlaß gab wiedermal was zu spenden und über den Tellerrand hinauszuschauen und drittens weil ich mich gern narzistisch in Szene setze ;)  … insofern ist die ganze Geschichte nur ein Teilerfolg geboren aus einer guten Idee.

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