Freitag, 19. April 2024

B-Movie – Lust und Sound in West-Berlin

oder eine berauschende Reise in meine Jugend

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Ja.. ich gebe es zu: ich bin ein Kind des Westens. Die Berliner Mauer hatte für uns allerdings keinerlei Bedeutung. Wir waren Mauerkinder und das war auch gut so. Ab und zu reiste man mit der Klasse oder Familie dann nach Ost-Berlin und war eigentlich ganz froh wenn man wieder zurück durfte. Berlin West hatte einfach mehr zu bieten. Vor allem Subkulturell und genau da setzt B-Movie an. Dieser Film ist eine Achterbahnfahrt durch die Jahre 1979 – 1989. Eine Zeit voller Freiheit und Energie. Fernab von all dem Social Netzwerk Selbstdarstellern. Damals musste man seine Neigung offen und ehrlich ausleben. Es gab kein Verstecken hinter Avatarnamen und niemand verlor sich selbst in der digitalen Welt. Jeder konnte sein wie er wollte – wenn er sich es traute. Und genau das vermiss ich wahnsinnig. Natürlich bringt uns die “digitale Vernetzung” alle einen Schritt weiter zusammen und natürlich würde ich es vermisses, wenn jetzt plötzlich das Internet diese Vorteile nicht mehr hätte… ABER nach dem Film B-Movie stellt sich mir die Frage: Wie lange würde ich es missen bevor mir das Licht wieder aufgehen würde, das zwischenmenschliches mehr Energie fördert als der gesamten Sozialen Netzwerke.

B-Movie ist ein Rausch und wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich noch 2 Stunden länger in dem unbequemen Kinosessel des Kino Internationals sitzen können. Und DAS meine Lieben, ist ein Ritterschlag, den ich nicht oft vergebe – denn meine Bandscheiben proben gerade die 1. Mai Demo von damals. Es war wunderbar fast vergessene Locations, wie das LOFT im Metropol, den Dschungel oder das Farout wiederzusehen, die Ärzte und die Hosen Befeindungen… DAS 3-tägige Konzert vor dem Reichstag, bei dem ich zwei Tage im Koma auf der Wiese lag und David Bowie und Co. lauschte… und und und… Ich kam aus dem schmunzeln nicht mehr raus und bekam dieses Leuchten in den Augen, wie meine Oma, wenn sie damals über ihre Jugend erzählt hat. Der Film der mit unzähligen Originalaufnahmen aus Berlin der 80er aufwartet ist ein MUSS für jeden NEUBERLINER und erst Recht ein MUSS für jeden der die Zeit miterlebt hat. Jene die ebenfalls am Mauerstreifen in Neukölln entlangspazierten, jene die auch ihre Narben auf dem “eisernen Vorhang” hinterlassen haben, jene die morgens aus einer Kneipe in Schöneberg fielen und jene die unter den 150 Männeken waren, um für die Liebe zu demonstrieren – der Beginn der Loveparade.

Eine gewaltige Liebenserklärung an eine Stadt, die es so nirgends auf dieser Erde nocheinmal gibt. Eine Stadt in die ich reingeboren wurde und die mich mein ganzes Leben begleiten wird. Ich werde niemals beide Beine aus diesem Sumpf ziehen können, nicht weil ich nicht könnte, sondern weil ich diese Vielfalt liebe und lebe. Berlin hatte in den 80zigern viel Patina angesetzt, es war schmutzig und stank… doch wenn man ein wenig kratzte leuchtete einem pures Gold entgegen. So ist es heute nicht mehr.. bzw… ein bisschen schon. Aber heute muss man danach noch tiefer graben – dann hat gerade die jetzige Zeit noch einige Überraschungen parat. Der Film B-MOVIE läuft nur kurze Zeit in ausgewählt Off-Kinos – jenseits der Mulitplexe z.b. bei der YORCK Kinogruppe und ich KANN Euch diesen FILM leider nicht empfehlen … ICH MUSS ihn EUCH befehlen! B-MOVIE ist toll, erfrischend, traumatisch, sehenswert und hat einen Soundtrack zum Ohnmächtig werden. Mein Gott.. bei jedem Lied stellten sich mir die Nackenhaare auf und untermalten die Bilder perfekt. DANKE für das Wiedererwecken von DIE ÄRZTE, DIE TOTEN HOSEN, ANNE CLARK, IDEAL, WESTBAM, MALARIA!, EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN, JOY DIVISION, EDGAR FROESE, NENA, SEX PISTOLS, TÖDLICHE DORIS und und und

 

 

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